Ein neues Erklärungsmodell zum Thema Borderline und Borderline-Beziehung/Trennung
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Konsequenzen für Partner nach einer Trennung


Das Scheitern einer Beziehung zu einer Borderline-Persönlichkeit, bleibt oft nicht ohne tiefgreifende Konsequenzen für den zurückbleibenden Partner. Unabhängig davon, wer die Trennung ausspricht, beginnt für diesen eine Zeit der völligen Neuorientierung. Zumeist zeigt ein Partner in der Borderline-Beziehung u. a. folgende Verhaltensweisen:

Ø Ständiges, genaues Beobachten des Betroffenen, um mögliche Gefahren rechtzeitig zu
erkennen.
Ø Bewusstes vermeiden von Konflikten, durch angepasstes Verhalten.
Ø Ignorieren, herabsetzen oder verdrängen eigener Gefühle und demzufolge auch das
Ø Ignorieren eigener Bedürfnisse und Wünsche.
Ø Permanente innere Auseinandersetzung mit Verantwortungsübergaben und Schuldzuweisungen.
Ø Dulden und Ertragen von Herabsetzungen, Übergriffen und Erniedrigungen.
Ø Auf sich selbst ausgeübter massiver Druck, alles richtig machen zu wollen, um keinen Anlass für übergriffiges Verhalten zu geben...

Derartiges Verhalten erfordert die Distanzierung vom Selbst. Sich in der Beziehung aufzugeben, wird aus Hilflosigkeit heraus, als der einzige Weg wahrgenommen, die Beziehung zu erhalten. Jeder Preis wird gezahlt, oft jeder Schmerz und jede Erniedrigung akzeptiert, um das Verlassenwerden zu vermeiden. Dieses Verhalten entspricht ganz dem eines Kindes, das seinen Bezugspersonen ausgeliefert ist und steht aus dem Hintergrund der Persönlichkeitsstruktur des Partners, auch in direktem Zusammenhang mit dem aktuellen Beziehungsverhalten. Wenn die Bindung dann doch zerbricht, ist der zurückbleibende Partner oft völlig entwurzelt.

Das, was seinen bisherigen Lebensmittelpunkt ausmachte und sein ganzes Denken, Fühlen und Sein beanspruchte, ist nicht mehr Teil seines Lebens. Zurück bleiben Emotionen wie totale Leere und Angst. Der Eindruck, versagt zu haben, lässt Scham und das Gefühl der Wertlosigkeit entstehen und aus der Gesamtheit dieses Fühlens und Denkens, entsteht die Annahme, nie mehr eine erfüllende Partnerschaft eingehen zu können. Diese Phase kommt einem völligen Zusammenbruch nahe, das Ausmaß des Verlustes, ist für Außenstehende nur schwer nachvollziehbar. Leere, Angst, Scham und angenommene Wertlosigkeit – die Projektion der Borderline-Symptomatik auf den Partner, ist auch nach der Trennung beängstigend aktiv.

Das Ende einer Bindung zu einer Borderline-Persönlichkeit, ist mit einem „normalen“ Beziehungsende nicht zu vergleichen. Die beständige emotionale Fixierung auf den Partner, diente zwar einerseits einem scheinbaren Selbstschutz, ermöglichte aber auch eigenen Grundannahmen, wie z. B. „Wenn ich mich anpasse, werde ich dafür geliebt“, zu entsprechen. Die Beziehung zu einem Borderline-Partner, erscheint daher häufig als Sinn des Lebens, welcher nach der Trennung verloren geht. Je länger die Beziehung andauerte, je mehr der Partner den Bezug zum eigenen Ich verloren hat, desto intensiver wird das so wahrgenommen. Dies geht mitunter so weit, dass sich beim zurückbleibenden Partner nach der Trennung selbst Borderline-Strukturen bemerkbar machen. Das Anpassen an die Achterbahnfahrt der Gefühle des betroffenen Partners, bleibt nicht ohne Folgen. Impulsive Stimmungsschwankungen; drastische, emotionale Handlungsweisen zur Durchsetzung von Bedürfnissen; extreme Verlustängste; totale Hilflosigkeitsgefühle und emotionale Überflutungen, gehören zu den Auswirkungen. Dies ist ein durchaus logischer Prozess, denn eben das Anpassen an die Persönlichkeitsmerkmale des betroffenen Partners, ermöglichte ja den vermeintlichen Selbsterhalt an dessen Seite.
Im Grunde genommen haben die schwerwiegenden Konsequenzen einer Trennung, also nur bedingt mit dem Verlust des von Borderline betroffenen Partners zu tun. Tatsächlich geht es hier um die Persönlichkeit des Partners selbst. Aus einem Komplex eigener Strukturen heraus, wie z. B. ein geschwächtes Selbstbild oder einen ängstlich-ambivalenten Bindungsstil, zeigte sich, ähnlich wie bei dem Betroffenen, ein verzweifeltes Bemühen, das Verlassenwerden zu vermeiden. Auch und gerade um den Preis der Selbstleugnung, denn eben diese Art der Selbstfürsorge war vertraut. Trotzdem konnte das innere Kind des Partners die Angst nie verwinden, die Zuwendung seiner geliebten Bezugspersonen jederzeit zu verlieren. Es hat die Erfahrung gemacht nur wenig Einfluss darauf zu haben und trotz Selbstleugnung, nur bedingt Zuwendung zu erhalten. Das Trauma des Kindes – trotz aller Mühen immer wieder zurückgewiesen zu werden – wiederholt sich und soll, im Sinne der Selbstheilung auch wiederholt werden. Wie es für unverarbeitete traumatische Erfahrungen typisch ist, bleiben die dazugehörigen Emotionen, wie Schmerz, Angst oder Trauer immer im gleichen Ausmaß aktiv, wie sie auch in der erlebten traumatischen Situation erfahren wurden. Der Komplex schmerzhafter Gefühle um den jetzigen Verlust, vermischt sich mit den einmal erlebten, die im Zusammenhang mit Zurückweisungen oder Verlassenwerden bereits erfahren wurden.
Da die Zuwendung seiner Bezugspersonen für ein Kind einmal lebensnotwendig war, erfährt es den Entzug oder die Distanzierung aktueller Bindungspartner als vernichtend und lebensbedrohlich. Alte unverarbeitete Erfahrungen vermischen sich mit dem aktuellen Erleben
des Erwachsenen, der von seinem Partner getrennt wird.
Für sich selbst oft völlig unerklärlich, empfindet er den Verlust wie ein inneres Sterben....


Quelle: Manuela Rösel / "Wie der Falter in das Licht" (Selbstakzeptanz in der Borderline-Beziehung)

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