Borderline - bildlich erklärt

Jeder Mensch spricht mindestens eine Sprache, die Muttersprache. Es ist die Sprache, die er als erste gelernt hat und diese gibt ihm eine gewisse Stabilität. Er denkt, redet, schreibt und artikuliert seine Gedanken und Gefühle in dieser Sprache. Denken, Reden und Schreiben sind im Einklang. Man kann auch andere Sprachen lernen, jedoch denkt man den Großteil in der Sprache, die man zuerst gelernt hat. Die Muttersprache. Ich nehme für mein Beispiel die Muttersprache als Synonym für Stabilität, Sicherheit, Emotionen, Urvertrauen und Selbstbild. Konversation, steht für Beziehungen.

Zudem gebe ich jeder Sprache eine Farbe, sodass man nicht durcheinander kommt ;-)

Ein Mensch der eine Borderline Störung entwickelt, wird geboren, hört auf die Sprache seiner Mutter/Eltern. Sie spricht „rot“, wechselt jedoch auch die Sprachen. Im anderen Fall, ist keine Mutter oder Mutterfigur/Elternfigur vorhanden und das Kind hört und lernt immer nur Bruchstücke von verschiedenen Sprachen. Das Kind kann nur überleben, indem es eine Sprache sprechen kann. Da es keine konstante Sprache lernt, passt es sich jedem Menschen an, indem es sehr schnell seine Sprache lernt. Das Kind versucht also, mit allen Mitteln und Sprachen zu überleben, sich zu irgendwie artikulieren und hat dadurch  keine Zeit, sich auf nur eine Sprache einzustellen. Nicht nur, dass es sehr viele Sprachen wahrnimmt, es hört sie, durch die Umstände, alle fast zur gleichen Zeit. Da das Kind nicht alle Sprachen auf einmal verstehen kann, versucht es die Menschen, die sie sprechen, zu beobachten und sich auch auf sie einzustellen. Das Kind lernt somit mehrere Sprachen, aber keine perfekt und fließend. Seine „Normalität“ ist, sich mit jedem auf der Sprache zu unterhalten, welche derjenige spricht, jedoch, kann er sich nicht zu lange unterhalten. Zum einen weil es eben keine Sprache ausreichend spricht, zum anderen, weil ihm die Muttersprache fehlt und damit das grundsätzliche Verständnis für Sprache. Dies bedeutet nicht, dass es sich nicht gut unterhalten könnte, im Gegenteil. Denn dies bezweckt seine Überlebensstrategie. 

Das Kind wird erwachsen. Es spricht rot, gelb, grün, lila, orange… ist sehr eloquent und sprachbegabt, kann jedoch auf keiner Sprache konstant denken oder sprechen, da keine in ihm fest verankert ist. So passt es sich immer wieder neu an. Wenn es sich mit  jemanden unterhält, dessen Sprache grün ist, spricht es mit ihm grün, denkt in diesem Moment auf grün und die Unterhaltung läuft ganz fließend ab – bis zu einem gewissen Punkt, an dem „Wörter“ auftauchen, die das „Kind“ nicht versteht. Es fragt aber nicht nach der Bedeutung, sondern flüchtet oder greift an, weil es nicht mehr weiter weiß und ihm diese „Konversation“ zu viel wird. Es kann sich nicht mehr artikulieren und die vielen anderen Sprachen in seinem Kopf verursachen Chaos. Es will nichts mehr von Konversation wissen. Wenn das “Kind“ jedoch niemanden zum „reden“ hat, breitet sich in ihm eine Leere auf eine Seite und viele Sprachen auf der anderen, was ihn schließlich zur Verzweiflung treibt. Es muss also weiter suchen,  sich auf irgendeiner Sprache unterhalten, sonst kann es der Verzweiflung nicht entgehen.

Dann hört er jemanden der „rot“ spricht. Die Sprache ist ihm auch bekannt und er fängt sich mit diesem Menschen auf „rot“ zu unterhalten und auf „ rot“ zu denken. „Rot“ ist nun seine Sprache. Diese Sprache ist ihm sehr vertraut, aber unbewusst  weiß er ganz genau, dass es nach der längeren Konversation wieder zu Problemen kommen wird, denn es ist in keiner Sprache perfekt. Lediglich am Anfang, wenn man nicht zu viele Fragen stellt und die Konversation oberflächlich abläuft, ist alles wunderbar.

Ergo, das “Kind“ spricht viele Sprachen, aber keine „zu Ende“. Es hat nie eine Muttersprache verinnerlichen können und weiß nicht einmal, was das ist. Es kann mit jedem auf seiner Sprache kommunizieren, aber nicht für lange Zeit, denn keine Sprache hat es ausreichend gelernt und verstanden, als dass er auch auf jener
vollständig  denken, geschweige denn sprechen könnte. Es wechselt ständig die Sprache, es findet immer jemanden, bei dem/der es am Anfang das Gefühl hat, dass man die gleiche Sprache spricht. Es  passt sich wieder an, beginnt eine schöne Unterhaltung, die allerdings von kurzer Dauer sein wird.

 

(c) 2012 Suzana Pavic
 

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